Fragen zum Tag der Arbeit

Bild von Christoph Tenberken
Christoph Tenberken zum Tag der Arbeit Bild: SPD Rheydt / Odenkirchen

Unser stv. Vorsitzender und stv. Vorsitzender der AfA in Mönchengladbach zum 1. Mai

Als 1886 in Nordamerika zum Generalstreik aufgerufen und für den achtstunden Tag gekämpft wurde, ahnte vermutlich noch keiner, dass wir diesen Tag 132 Jahre später hier als Feiertag begehen. Aber wofür brauchen wir denn heute noch, 2018, diesen speziellen Tag für die Arbeit? In Zeiten, in denen die Arbeitslosenquote auf einem fast schon historisch niedrigem Stand liegt. In einer Zeit, in der gesetzlich geregelt ist, dass ein Arbeitstag nicht länger als acht Stunden dauern darf. In einer Zeit, in der Regelungen und Informationen auf Knopfdruck zur Verfügung stehen und Vergleiche schnell angestellt werden können?

Braucht es denn diesen Tag wirklich noch? Braucht es noch den Kampf um oder für Arbeit? Eindeutig Ja! Wir befinden uns in einem großen gesellschaftlichen und industriellen Umbruch: der Digitalisierung. Ja, sie begegnet uns jeden Tag. Beim Einkauf – entweder direkt beim Online-Händler oder in Form des Barcode-Scanners an der Kasse des Händlers „um die Ecke“. Im Betrieb erfolgt die Erfassung der Arbeitszeit elektronisch, im Sport wird der Haupt-Schiri um den Video-Beweis ergänzt und selbst beim Foto-Finish wird von Algorithmen untersucht, wer gewonnen hat.

Wollen wir denn darauf verzichten? Mal ehrlich! Wollen Sie ab morgen auf Ihr Handy oder sogar das gute alte Festnetz-Telefon verzichten? Kaufen Sie garantiert nie mehr bei Amazon&Co ein und warten sie lieber eine unbekannte Zeit lang auf Waren? Sicherlich nicht. Ich auch nicht, zugegeben. Wir können also die Digitalisierung nicht aufhalten, sondern werden mit ihr leben und uns arrangieren (müssen).
Doch was bedeutet das nun für die Arbeit? Wenn Anforderungen immer flexibler werden, Technik immer schneller wird – was genau bedeutet das dann für uns Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erfolgen! Ja, auch diese dürfen eine höhere Flexibilisierung erwarten! Das darf aber nicht bedeuten, dass Flexibilisierung eine Einbahnstraße ist: Ende 2017 wurde die Aufgabe der 8-Stunden-Grenze gefordert, damit flexibler gearbeitet werden kann. Aber Moment mal, warum muss für flexibleres Arbeiten eigentlich die Arbeitszeitgrenze aufgeweicht werden?
Wenn so viel Arbeit da ist, warum können dann nicht zusätzliche Leute eingestellt werden?
Und warum darf Flexibilität nur vom Arbeitgeber ausgehen? Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnten in deutlich flexibleren Arbeitsmodellen arbeiten: mobiles arbeiten bzw. Heimarbeit seien hier als zwei Stichwörter aufgeführt. Ist hier tatsächlich Technik oder fehlendes Recht das Problem – oder eher mangelndes Vertrauen des Arbeitsgebers in seine Mitarbeiter?

Was wird Digitalisierung noch mit uns anstellen? Einfache Antwort: Das, was wir zulassen. Sicherlich wird in den nächsten Jahren und Jahrzehnen einiges ausprobiert werden. Einiges wird Sinn machen, viele Dinge werden aber auch nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Nicht alles was digitalisiert werden kann, muss und wird auch digitalisiert. Das bedeutet jedoch nicht, auf dem digitalen Auge blind zu sein. Auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen und werden mitentscheiden, was gut digitalisiert werden kann, in der täglichen Arbeit unterstützt und was nicht. Schließlich soll die Digitalisierung uns helfen und nicht umgekehrt. Also: stellen wir doch einfach den Menschen in den Mittelpunkt – nicht die Technik!

 

Mal wieder Digitalisierung – und sonst keine Themen?

Oh doch! Ein Dauerbrenner: Rente. Ja, die Arbeitslosenquote ist niedrig. Bedeutet es denn, dass deswegen jeder eine Arbeit hat, der das tägliche Leben sichert. Mitnichten. In der letzten Woche wurde noch berichtet, dass die Hälfte der Arbeitnehmer einen Zweitjob ausübt. Und wenn es jetzt schon nicht reicht – wie dann im Alter? Ich finde es wichtig und richtig, dass das Thema im aktuellen Koalitionsvertrag eine besondere Aufmerksamkeit erhält. Meiner Meinung nach, muss das gesamte Rentensystem begutachtet und überarbeitet werden. Schließlich sind seit dessen Gründung über 100 Jahre vergangen und mit jedem Tag, an dem es nicht vernünftig (!) überarbeitet wird, fehlt etwas im Rentenalter.

Die Solidarität in den Betrieben ist ein weiteres wichtiges Thema zum Tag der Arbeit: nicht nur in Form des Betriebsrates, nicht nur in Form der Gewerkschaften. Ich meine hier die direkte Form, also von Kollege zu Kollege. Leider ist in den letzten Wochen und Monaten oft zu hören gewesen, dass moderne rechte Hetzer auch in Betrieben versuchen, Menschen gegeneinander auszuspielen. Somit ist der erste Mai auch ein Tag der Solidarität und das nicht nur in der Arbeit.

 

Also worum geht es?

  • Ich gehe zum Tag der Arbeit raus auf die Straße, um für die Emanzipation von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gegenüber der Technik zu kämpfen: der Mensch steht im Mittelpunkt!
  • Ich gehe zum Tag der Arbeit raus auf die Straße, um für bessere Arbeitsverhältnisse und ein gerechtes Rentensystem zu kämpfen: Arbeit muss sich lohnen und nicht im Alter bereut werden!
  • Ich gehe zum Tag der Arbeit raus auf die Straße, um für mehr Solidarität zu kämpfen: nur gemeinsam sind wir stark!

Und wenn Sie wollen, kommen Sie doch mit! Vielleicht sehen wir uns da – zum Beispiel in Rheydt auf dem Marktplatz. Ich freue mich auf Sie!