Equal Pay Day – eine gute Sache?

Ist der Equal Pay Day gerechtfertigt?

Larissa Fränzel
Bild: Larissa Fränzel

Unsere Kassiererin Larissa hat sich zum gestrigen Equal Pay Day Ihre eigenen Gedanken gemacht

Gleicher Lohn bei gleicher Arbeit, also Equal Pay, … das ist für mich eine Selbstverständlichkeit! Die Wirklichkeit sieht jedoch leider etwas anders aus. Der sogenannte Gender Pay Gap beschreibt den prozentualen Unterschied zwischen dem durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von angestellten Männern und Frauen. Zwischen Männern und Frauen besteht eine Lohnlücke von 21 Prozent. Dies nennt man den unbereinigten Gender Pay Gap. Der bereinigte Gender Pay Gap liegt zwischen 2-6 % Lohnunterschied.

Für mich ist es ganz wichtig auf die Unterschiede zwischen dem unbereinigten und dem bereinigten Gender Pay Gap aufmerksam zu machen, denn sonst entsteht ganz schnell ein falsches Bild. Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht die Gehälter von Frauen und Männern jedes Berufes miteinander. Dabei müsste jedem klar sein, dass eine Krankenschwester/Krankenpfleger nicht so viel verdient, wie ein Banker*in, oder ein Taxifahrer*in wie ein Steuerberater*in. Grundsätzlich erhalten Männer und Frauen in den gleichen Berufen aber gleich viel Gehalt. Eine Polizistin wird nicht schlechter bezahlt als ihr männlicher Kollege. Auch eine Erzieherin verdient so viel wie ein Erzieher. In den meisten Berufen ist es daher so, dass Frauen nicht wegen ihres Geschlechts diskriminiert werden.
Hiervon gibt es definitiv Ausnahmen, meiner Meinung nach vor allem in Vorstandsämtern und Führungspositionen. Diese Ausnahmen finden sich in dem bereinigten Gender Pay Gap wieder. Der bereinigte Gender Pay Gap beschreibt also die Prozentzahl aller Frauen, die nur aufgrund ihres Geschlechts weniger verdienen als Männer.

Beim bereinigten Gender Pay Gap wird außerdem der Umfang der Beschäftigung, die Verteilung auf unterschiedliche Branchen und Berufsgruppen, die Berufserfahrung und die Position mit berücksichtigt. Durch diese Studien fällt auf, dass Frauen oft Berufe wählen, die weniger gut bezahlt werden. Viele Frauen wählen soziale Berufe, wie z.B. Krankenschwester, Erzieherin, Altenpflegerin, etc. In diesen Berufen werden Frauen und Männer zwar gleich bezahlt, aber im Vergleich zu anderen Berufen gleich schlecht. Durch die Berufswahl und die unterschiedliche Bezahlung verschiedener Berufsgruppen entsteht ein großer Unterschied beim Durchschnitts-Stundenlohn von Frauen und Männern.

Doch die Berufswahl ist nur einer von vielen Gründen, warum Frauen weniger verdienen als Männer (also Equal Pay). Andere Gründe sind z.B. dass Frauen öfter in Teilzeit arbeiten und auch manchmal  geringer qualifiziert sind, als ihre männlichen Kollegen. Die Versorgung von Kindern ist auch noch häufiger in Frauenhand. Dies alles führt nicht nur dazu, dass Frauen im Berufsleben weniger verdienen als Männer, sondern die Differenz zwischen den Geschlechtern wird besonders im Rentenalter deutlich.

Der Gender Pension Gap beschreibt das unterschiedliche Alterseinkommen, das Männer und Frauen beziehen. Der Gender Pension Gap liegt momentan bei 53 Prozent! Das muss man sich einmal vorstellen: im Durchschnitt bekommen Männer 53 % mehr Rente/Pension als Frauen! Das wiederum bedeutet, dass Frauen oft von Altersarmut bedroht sind.

Mir stellt sich die Frage, wie kann der Lohnunterschied von Männern und Frauen verhindert werden? Eine Maßnahme wäre sicherlich, die sozialen Berufe aufzuwerten und besser zu bezahlen. Dies alleine würde jedoch noch nicht reichen. Frauen und auch Männer, die sich um die Kindeserziehung kümmern, müssen vom Staat besser finanziell unterstütz werden. Für die Zeit der Kindeserziehung muss es mehr Rentenpunkte geben. Für Teilzeitbeschäftigte muss es leichter werden wieder in eine Vollzeitbeschäftigung zu kommen.

Dies wären Maßnahmen, die leicht zu ergreifen wären… da ist die Politik gefragt!

Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Equal Pay Day – eine gute Sache? – muss ich ganz klar sagen: „Ja, eine sehr gute Sache!“

Denn der Equal Pay Day lenkt die Aufmerksamkeit der Menschen auf dieses Problem: Frauen verdienen erheblich weniger als Männer. Es ist jedoch wichtig klar zustellen, dass dies grundsätzlich nicht auf eine Geschlechterdiskriminierung zurückzuführen ist.